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LC # 103 | Dezember 2025
Kurt Schwertsik
Ein "90er" spielt auf!
"Und jedes Lästermaul verstummt,
kaum dass man ihm unter die Kinnlade kummt."
(Kurt Schwertsik)
Vor Kurzem gab Kurt Schwertsik im Rahmen von Wien Modern zwei umjubelte Konzerte im Brahms-Saal des Wiener Musikvereines mit dem Ensemble Kontrapunkte, das dieses Jahr sein 40jähriges Bestehen feierte. Ein gelungener 130er, wenn man so will.
Geboren am 25. 6. 1935 in Wien studierte Kurt Schwertsik an der Wiener Musikakademie (so hieß die mdw damals) Komposition bei Joseph Marx und Karl Schiske sowie Horn. Ab 1955 nahm Schwertsik an den Darmstädter Ferienkursen teil; dort wurde er auch Schüler von Karlheinz Stockhausen, bei dem er anschließend in Köln lernte. Unter dem Einfluss von John Cage und anderen amerikanischen Komponisten sowie seiner Freundschaft mit Cornelius Cardew öffnete sich Schwertsik unterschiedlichsten Schaffensformen, was dazu führte, dass er den Serialismus endgültig ablehnte und sich wieder der Tonalität zuwandte. Mit seinem Komponistenkollegen Friedrich Cerha gründete er 1958 das Ensemble die reihe für Neue Musik. Im Jahr 1965 gründete er gemeinsam mit dem Komponisten und Pianisten Otto M. Zykan die Wiener Salonkonzerte und veröffentlichte ein Manifest gegen einige Aspekte der Nachkriegsavantgarde.
Schwertsik hatte nie Berührungsängste gegenüber der Tatsache, auch ein breiteres Publikum anzusprechen. Auch seine beiden Konzerte im Herbst 2025 im Wiener Musikverein zeugen davon.
Text (ub.mdw/FRT)